Lesen und Schreiben sind elementare Kulturtechniken und Schlüsselfaktoren für die Teilhabe in der Gesellschaft. Aber nicht immer ist das Erlernen dieser Fertigkeiten ein Kinderspiel. Eine Ursache für Schwierigkeiten kann eine Legasthenie sein.
Die Weltgesundheitsorganisation hat mit der ICD-Norm 10 eine statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme vorgenommen. Unter Punkt F 80 – 89 findet man die „Dyslexie" als umschriebene Entwicklungsstörung schulischer Fertigkeiten, die ihre Ursache nicht in organischen Erkrankungen oder in nicht ausreichender Beschulung haben. Die Legasthenie hat genetische Ursachen. Das bedeutet, dass sie nicht heilbar ist, und die Betroffenen ein Leben lang damit zu tun haben.
Eine Legasthenie ist insbesondere dann anzunehmen, wenn es eine signifikante Diskrepanz zwischen den kognitiven Fähigkeiten und den Lese- und/oder Rechtschreibkompetenzen gibt. Gestört oder geschwächt sind Funktionen im Gehirn, die für das Erlernen der Grundfertigkeiten erforderlich sind. Welche Funktionen betroffen sind und in welchem Ausmaß ist individuell ausgeprägt.
Wie wirken sich legasthene Schwierigkeiten auf den Prozess des Erwerbs von Grundfertigkeiten aus?
Im Folgenden haben wir einige dieser Funktionsschwächen und ihre Auswirkungen auf den Lernprozess aufgelistet, um besser zu verstehen, was das Lesen und Schreiben schwierig macht.
Wie wirken sich legasthene Schwierigkeiten auf die psychische Situation aus?
Von größter Bedeutung ist es, die psychosoziale Entwicklung der legasthenen Kinder im Auge zu behalten. Die ersten schulischen Erfahrungen des Scheiterns vergrößern nicht nur Lernrückstände. Vielmehr verlieren die Kinder jegliches Selbstvertrauen. Sie begegnen den schulischen Herausforderungen mit Versagensängsten. Regelmäßige Misserfolgserlebnisse führen zu zunehmender Demotivation. Sie werden mutlos und resignieren. All diese psychischen Fehlbelastungen reduzieren nachweislich die Leistungsfähigkeit des Arbeitsgedächtnisses und wirken sich negativ auf die Arbeitshaltung aus. Psychische Belastungen hindern die jungen Menschen daran, ihr Potential abzurufen oder weiterzuentwickeln.
Diagnostik
An vielen Schulen werden inzwischen Tests zur Lese- und Rechtschreibleistung in den unterschiedlichen Altersstufen durchgeführt (z. B. die Hamburger Schreibprobe, oder der Münsteraner Rechtschreibtest). Hieraus ergeben sich häufig wichtige Hinweise bezüglich der Ursachen der Defizite. Eine Legasthenie-Diagnostik umfasst darüberhinaus einen Intelligenz- und einen psychologischen Test. Diese Diagnose wird durch Ärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie oder von Kinder- und Jugendpsychotherapeuten gestellt. Ein solche Diagnosefeststellung ist erforderlich, um in den Schulen einen Nachteilsausgleich zu beantragen. Adressen finden Sie auf unserer Link-Seite.
Therapie
An erster Stelle steht immer das Verständnis für die Schwierigkeiten des Kindes. Es gilt - neben dem Training der Funktionen und der gemeinsamen Arbeit an den
Symptomen - die psychische Situation der Kinder zu verbessern. Um erfolgreich zu sein, brauchen sie wieder Selbstvertrauen und Zuversicht. Welche Funktionen betroffen sind und in welchem Ausmaß
ist individuell. Eine qualifizierte Therapie muss auf diese individuellen Schwächen antworten, weshalb nur eine Einzelförderung sinnvoll ist.
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Wir bieten für Eltern und Lehrer regelmäßig Informations- und Fortbildungsveranstaltungen an. Gute Informationen über Ursachen und Auswirkungen von Teilleistungsschwächen finden Sie auch beim Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie.